Was ist eine "Gewaltfreie" Kommunikation?

Gewaltfreie Kommunikation?

„Na, das brauche ich nicht, denn gewalttätig bin ich sicher nicht.“


Gerade war noch alles in Ordnung. Dann ein Blick, ein Wort, ein Satz und die Beziehung gerät ins Wanken - mit dem Liebsten, dem Kind, mit Freunden  oder Kollegen, weil unser Gesprächspartner uns nicht versteht oder wir einer von beiden sich "angegriffen" fühlst?! Unter Gewalt verstehen wir in der GFK jede Form des Denkens und Sprechens, welche moralische Urteile enthält (gut /böse, richtig /falsch etc.) und wenn wir glauben, dass unsere Gefühle durch das Verhalten anderer verursacht wird. Wenn unsere Aufmerksamkeit auf unserem Gegenüber liegt, wir anfangen zu interpretieren, bewerten und kritisieren, dann entstehen Missverständnisse und Konflikte.
"Ich fühle mich von Dir provoziert", "Du bist rücksichtslos" , "Ich bin enttäuscht..."  ,"Ich habe das Gefühl, dass ich ausgegrenzt werde ". Diese Sätze beinhalten Bewertungen und Schuldzuweisungen und verschließen so die Tür zum Gesprächspartner.
Wir Menschen greifen dann oft auf Strategien zurück (z.B. Gegenangriff, sich rechtfertigen, sich entziehen), die in der Kindheit erlernt wurden, aber meist nicht den gewünschten Erfolg haben.


Mal angenommen, es gäbe keine Konflikte mehr... Mit deinem Partner, Kind, (Schwieger-)Eltern, Chef, Kollegen, Nachbarn etc. Wie sähe deine Welt aus?

Eine Welt ohne Konflikte ist unrealistisch. Denn bei einem Streit ist der Wunsch, sich für seine Bedürfnisse einzusetzen, gleich hoch. Und das ist auch gut so! Mit der Methode der GFK bist Du allerdings schwierigen Situationen nicht mehr ausgeliefert, sondern kannst selbst etwas bewirken und handeln, sodass du ein selbst bestimmtes Leben führst. 
Wenn Du deine Aufmerksamkeit darauf richtest, was du gerade brauchst, anstatt was der andere falsch gemacht hat, wirst du dir immer bewusster werden, was hinter deinem Ärger steckt. Dies ist ein wichtiger erster Schritt. Denn nur wenn Du weisst, was dir wichtig ist, bzw. was dich unglücklich macht, kannst du etwas verändern. 


"Es gibt nichts schöneres, als sich selbst besser kennenzulernen."


Muss ich jetzt immer "nett" sein?

Nein! Wenn ich weiß, welches Gefühl eine gewisse Handlung eines anderen bei mir ausgelöst hat und worum es mir dabei geht, kann ich ehrlich sagen, was mich bewegt, ohne Gefahr zu laufen mein Gegenüber zu verletzen. Durch empathisches Zuhören und Aufrichtigkeit, können Lösungen gefunden werden, die die Bedürfnisse beider berücksichtigt. Wenn sich beide Parteien in Ihrem Anliegen gehört und verstanden fühlen, bleiben wir in einer guten Verbindung mit uns und unserem Gegenüber.


"Das schönste Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden.
Das schönste Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren.
Wenn dies geschieht, entsteht Verbindung." (Virginia Satir)

GFK in der PArtnerschaft

Mann: "Ich habe keine Socken mehr im Schrank."

Frau:  "Weisst du eigentlich was ich heute alles gemacht habe?! Und  
            dann wirfst du mir noch vor, dass du keine saubere Wäsche
            hast?!" "Dann wasch doch deine Wäsche selber!"

Mann: "Ich hab dir das garnicht vorgeworfen und ausserdem,
             meinst du eigentlich ich habe heute garnichts gemacht, oder
             was?"

Frau:   "Hast du wohl gesagt...."

Und schon entsteht eine Diskussion, in der sich gegenseitig der Ball der Schuldzuweisung hin und her geworfen wird.

Meist bleiben wir in so einer SItuation frustriert zurück. Beide fühlen sich nicht verstanden.

Hast Du in solchen Situationen das Gefühl Du trittst auf der Stelle oder drehst dich im Kreis? Fühlst du dich hilflos ?

Endlich Schluss mit Endlosdiskussionen!

Mit der "4 Schritte Methode" kannst du das Gespräch Schritt für Schritt

in die richtige Richtung bewegen


1. Schritt  -   BEOBACHTUNG 

Beschreibe was du siehst wie durch eine Kamera oder zitiere  was du gehört hast
2. Schritt -    GEFÜHL             

Was macht das mit dir? Was fühlst du?       

3. Schritt   -  BEDÜRFNIS 

Was ist dir wichtig? Worum geht es dir?

 4. Schritt -    BITTE               

Worum möchtest du den anderen konkret bitten?



1. Wir haben hier eine Aussage (einen Auslöser):  "Ich habe keine Socken mehr im Schrank"
An manchen Tagen können wir eine einfache Aussage mit sogenannten "Schuldohren" hören. Das heisst, dass wir in eine einfache Aussage / Beobachtung etwas hineininterpretieren oder bewerten, was eigentlich garnicht da ist.
Daher ist es ganz wichtig, die Aussage erst einmal nur zu hören wie sie ist. "Es sind keine Socken mehr im Schrank." Das ist eine Tatsache, die mit bloßen Augen nachvollziehbar ist.

2. Gefühl
Wenn uns etwas "schnell auf die Palme bringt", sollten wir den Blick erst einmal auf uns richten. Was ist da bei mir los? Wieso ärgere ich mich über diese Aussage so? Wut & Ärger sind sogenannte Primärgefühle. Darunter verbirgt sich meist ein anderes Gefühl, was nicht gesehen oder gefühlt werden möchte. Meist handelt sich dabei um Ohnmacht, Hilflosigkeit, Angst oder Einsamkeit.

3. Bedürfnis
Viele Mütter schildern mir solche, oder ähnliche Unterhaltungen. Ein Hauptbedürfnis was die meisten Menschen haben ist "Selbstbestimmung & Autonomie", und diese endet bei Frauen meist mit der Geburt eines Kindes. Das Kind gibt den Rythmus an, und die Mutter richtiget sich voll nach den Bedürfnissen des Kindes. Wann hat es hunger? Wann ist es müde? Wenn die Kinder älter sind, steigen viele Mütter wieder in den Beruf ein. Die Arbeit als Mutter, Hausfrau etc. kommt quasi noch oben drauf. Viele Mütter sind gestresst und unzufrieden. Fühlen sich oft alleine und ihnen fehlt die Wertschätzung für Ihre Leistung. Sie schlucken Ihre Gefühle runter, da Glaubenssätze wie: "Ich darf mich nicht beschweren, denn Kinder sind doch das größte Glück" oder "Andere Mütter haben auch stress" sie blockieren.
Eigene Bedürfnisse nach Auszeit, Ruhe & Zeit für sich etc. werden hinten angestellt oder sogar ganz ignoriert.
Der Frust darüber kommt irgendwann an einer anderen Stelle raus. Wie z.B. bei den Socken. Im schlimmsten Fall kommt es zu körperlichen Symptomen, bis hin zum Burnout. Die Beziehung leidet, da der Partner schlichtweg nicht versteht was das Problem ist. Wie auch? Beide Seiten fühlen sich nicht gehört & gesehen.
Eine offene Kommunikation ohne Vorwürfe ist wichtig, um Verständnis zu bekommen und die Verbindung zueinander nicht zu verlieren. Voraussetzung dafür ist es allerdings, dass wir uns selbst bewusst sind, was bei uns los ist.

4. Bitte
Wenn ich mir meiner Gefühle und Bedürfnisse bewusst bin, kann ich mit einer Bitte dafür sorgen, dass jemand dazu beitragen kann, mir mein Bedürfnis zu erfüllen. Eine Bitte ist also eine von vielen Strategien, mit der ich mir mein Bedürfnis erfüllen kann. Wenn es mir z.B. um Unterstützung geht, kann ich konkret um Hilfe bitten.

In der "Wertschätzenden Kommunikation" könnte sich die Antwort auf die Aussage, dass keine Socken mehr im Schrank sind, z.B. so anhören

1.      Wenn Du sagst: "Ich habe keine Socken mehr im Schrank",
2.      dann macht mich das ärgerlich. Ich bin erschöpft und müde und fühle mich allein."
3.     "Ich brauche Unterstützung."
4.     "Würdest du bitte den Korb mit der Wäsche dort nehmen und eine Maschine anmachen?"
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